Koste es, was es wolle

Schlachthaus Theater Bern 5. bis 15. März 2025

26

Januar

Koste es, was es wolle

HAUPT & RIESEN
Über das Selbstverständnis, uns selbst zu bedienen.
VOR ORT SATELIT / Kooproduktion mit dem Schlachthaus Theater Bern
Wir alle betreten täglich einen Supermarkt. Wir bewegen uns vom Eingang durch die Gänge zwischen den Regalen und nehmen, schnappen oder pflücken uns die Dinge, die wir gerade brauchen, gehen zur Kasse und wieder hinaus - ein alltäglicher Kreislauf.

Die Selbstbedienung ist zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Das Angebot reicht von der exotischen Frucht, über den veganen Käse und die Budgetschokolade bis zur Antifalten-Crème und dem recycelten Toilettenpapier. Der Massenkonsum und die damit einhergehenden Veränderungen in der Werbe- und Medienindustrie liefern die Bilder, die darüber hinaus auch unsere Selbstwahrnehmung und unser Begehren prägen. Die Behauptung der freien Marktwirtschaft eine freie Wahl zu haben, beeinflusst auch unser Fühlen und Denken und unsere Beziehungen. Verkauft wird nicht nur eine Ware, sondern auch die Gefühle und Erlebnisse, die wir damit verbinden und die Möglichkeiten, die sie uns eröffnen, unsere Individualität zum Ausdruck zu bringen, sei es durch Selbstausdruck oder Selbstoptimierung.

Allerdings lebt jede zehnte Person in der Schweiz in einem Haushalt, der es schwer hat über die Runden zu kommen und Frauen sind mehr davon betroffen, weil sie nach wie vor Teilzeit arbeiten, um mehr in der Kinderbetreuung und der Pflege von Angehörigen zu leisten mit den entsprechenden Auswirkungen auf die Altersrenten und die soziale Absicherung. Die Schweiz hat einen extrem hohen Dienstleistungs- und Lebensstandard. In der Öffentlichkeit ist Armut nahezu unsichtbar und wird dadurch verdrängt oder verharmlost. Aber die Secondhand- Turnschuhe täuschen nur darüber hinweg, dass die Miete nicht mehr bezahlt werden kann oder das Geld kaum für das tägliche Brot reicht. „ Ich hätte nie gedacht, dass ich je von Armut betroffen sein könnte“, ist einer der häufigsten Aussagen von Menschen, die in der Schweiz im Präkariat leben.

Das Ensemble Haupt & Riesen ist ein multidisziplinäres Team. In fiktiven Lebensgeschichten inspiriert von Tatsachenberichten und eigenen Erfahrungen geben wir fünf Frauen eine Stimme und gehen mit ihnen in einen bewegten, poetischen Reigen, in dem auch immer wieder die Frage gestellt wird, welche Werte wir hoch halten.

Mit freundlicher Unterstützung von:
Kultur Stadt Bern, SWISSLOS — Kultur Kanton Bern, Burgergemeinde Bern, Kulturstiftung GVB — Gebäudeversicherung Bern, Stanley Thomas Johnson Stiftung, Migros-Kulturprozent, Schweizerische Interpreten Stiftung (SIS), Kanton Zürich